Die 99 Tage Reise der Reflexion: Ein Gespräch mit Anna Wurdig über Ihr Buch für Agilisten

Die 99 Tage Reise der Reflexion: Ein Gespräch mit Anna Wurdig über Ihr Buch für Agilisten

Die 99 Tage Reise der Reflexion: Ein Gespräch mit Anna Wurdig über Ihr Buch für Agilisten

Podcast: Die 99 Tage Reise der Reflexion: Ein Gespräch mit Anna Wurdig über Ihr Buch für Agilisten

Die 99 Tage Reise der Reflexion: Ein Gespräch mit Anna Wurdig über Ihr Buch für Agilisten

Einer der wichtigsten Faktoren von Agilität ist die Reflexion.

So entstand vor einigen Jahren die Idee ein Buch darüber zu schreiben. Aber sie wollte kein gewöhnliches Sachbuch schreiben, sondern ein Arbeitsbuch, das die agile Reise in 99 Tagen als Reflexion begleitet.

In diesem Buch stecken nicht nur spannende Erkenntnisse, sondern auch zahlreiche Übungen, die helfen, das eigene Handeln als Agile Coach zu hinterfragen und zu verbessern.

Surf on….

 

Micha Müller 

Micha Müller

 

 

Janna Wurdig

Aus Leidenschaft: Agile Coach, Consultant, Team- & Organisationsentwicklerin @esentri, Podcasterin @Agile World, Autorin, Mom of 👦 & CrossFitterin

www.𝐝𝐞𝐢𝐧𝐞-𝐚𝐠𝐢𝐥𝐞-𝐫𝐞𝐢𝐬𝐞.𝐝𝐞

 

Buch: Das NEUE Lernen heißt Verstehen

Buch: Das NEUE Lernen heißt Verstehen

Klappentext

Ob in der Schule, in Unternehmen oder im täglichen Leben: Um der heutigen Informationsflut gerecht zu werden, müssen wir lebenslang lernen. Lernen ist aber nur die halbe Miete. Denn das, was man gelernt hat, kann man auch wieder ver-lernen. Erst wenn wir Zusammenhänge verstanden haben, können wir Wissen dauerhaft abspeichern. Der Hirnforscher und Neurobiologe Henning Beck kennt die neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse. Er erklärt, wie echtes Verstehen unser Denken auf den Kopf stellt. Er hinterfragt Lernmethoden und zeigt darüber hinaus konkrete Wege für Problemlösungen auf.

Zum Buch

Ich habe das Buch nur per Zufall gelesen. Ein Kollege meiner Frau hat es ihr ausgeliehen und sie nicht zum Lesen gekommen. Daher habe ich mir das Buch ‚gekrallt‘ und war auch ziemlich schnell begeistert.

Henning Beck überzeugt aus drei Perspektiven:

  • Er hat eine sehr humorvolle und wenig „verwissenschaftliche“ Art des Schreibens.
  • Seine Thesen sind mit vielen greifbaren Geschichten beschrieben und immer wieder durch seine persönlichen Erfahrungen aufgelockert.
  • Trotzdem verliert er dabei nicht den wissenschaftlichen Anspruch und erläutert die neuesten Forschungsergebnisse.

Meine wichtigsten 5 Take Aways:

1) Von Surfcace Learning hin zu Denkmodellen

Henning Beck vermittelt eine sehr deutlich Vision der Aufgabe von Bildung:

Die Aufgabe von Bildung ist nicht, dass man am Ende viele Informationen abgespeichert hat. Viel wichtiger ist es, dass man in der Lage versetzt wird, Denkmodelle aufzubauen, mit denen man neue Aufgaben lösen kann.

Das Wesen des Verstehens ist es, nicht einfach nur wiederzugeben, was man gesehen und gelernt hat, sondern ein Denkschema zu erzeugen, das man testet und auf andere Dinge übertragen kann.

Henning Beck, Das Neue Lernen heißt Verstehen

Zusammengefasst beschreibt Henning Beck im Buch, das viele der bekannten und populären Lerntechniken wie ‚Wiederholen, Eselsbrücken, Zusammenfassungen, Schaubilder, aktives Lesen durch Hervorheben und Unterstreichungen und Karteikarten‘ alle effektive und sinnvolle Methoden sind.

Allerdings sorgen diese für die Abspeicherung von Informationen, was in der Fachsprache „surface Learning“ heißt. Das Ziel moderner Bildung muss aber das Verstehen sein, sprich die Informationen nicht für eine Prüfung oder Lernziel im Hirn „zu speichern“, sondern aus den Informationen Denkmodell zu generieren, welche verstanden werden.

Diese Denkmodelle sorgen dann dafür, dass wir in einer volatilen Welt das Wissen nutzen und auf andere Dinge übertragen. Hier unterscheiden wir uns auch maßgeblich zu Computerprogrammen, die viele Informationen abspeichern können, aber sich immer noch schwer damit tun Zusammenhänge zu verstehen und Denkmodelle auf andere Bereiche zu übertragen.

2) Allgemeinwissen ist weiterhin sehr relevant

In Rahmen der Corona Krise hatte ich eine intensivere Diskussion mit meinem Bruder. Er hatte generell das Schulsystem in Frage gestellt (was ich auch mache) und vor allem aber bemängelt, dass die Kinder immer noch ganz viel unnötiges Allgemeinwissen vermittel bekommen, welches man „eh googlen kann“.

Genau auf den Punkt geht Henning Beck auch ein und beschreibt ein völlig anderes Bild: Allgemeinwissen ist auch in Zukunft aus zwei Perspektiven enorm wichtig:

  1. Das Ziel der Bildung muss Verstehen sein.
    Um Verstehen zu können, also Denkmodelle entwerfen zu können, brauchen wir weiterhin viel Wissen. Desto mehr Allgemeinwissen wir somit aufnehmen, desto eher können wir Denkmodelle entwerfen, übertragen und weiter nutzen. Dabei geht es allerdings nicht um das reine auswendig lernen, sondern um das gezielte ansammeln und geförderte kombinieren, damit Denkmodelle entstehen.
  2. Allgemeinwissen sorgt auch dafür, das wir weniger anfällig für Falschmeldungen sind:
    „wenn man genügend oft hört, das die allgemeine Relativitätstheorie von Newton (nicht Einstein) entwickeln wurde, fängt man früher oder später an es zu glauben. Das einzige wirksame Gegenmittel ist die Allgemeinbildung – vor allem, um jüngere Menschen zu schützen, denn diese sind besonders anfällig für die Wahrheitsillusionen.“ Henning Beck

Allgemeinwissen wird also zu einer Art „geistigen Hantel“, mit der das Gehirn den Aufbau von Denkmodellen trainieren und später anwenden kann.

Henning Beck, Das Neue Lernen heißt Verstehen

3) Lernen darf nicht einfach sein

Verstehen und Lernen ist alles, aber nicht einfach. Gutes lernen und Verstehen können Spaß machen, Zeit sparen, motivieren und begeistern – aber es ist niemals einfach. Es ist etwas umständlich, manchmal von Umwegen geprägt, man muss aktiv denken, ausprobieren, sich hinterfragen – und so ein stabiles Denkkonstrukt entwickeln.

Henning Beck, Das Neue Lernen heißt Verstehen

Das ist einer meiner Lieblingsaussagen von Henning Beck und einer meiner größten Kritikpunkte an der heutigen Weiterbildungslandschaft, auch im Corporate Bereich. Überall wird versucht, durch effiziente und digital unterstütze Lerntechniken schnell Informationen zu vermitteln: LinkedIn Learning, E-Learnings, Lernpfade, Videos, etc.

All diese Lerntechniken sind nicht falsch, aber helfen wenig zum Verstehen. Um auf Basis von Wissen Denkmodelle aufzubauen, muss man sich mit den Themen auseinandersetzen, was Mühsam, schwierig und anstrengend ist. Aber genau das ist notwendig.

Die besten Lehrer, die ich in der Schule hatte, haben mir nicht die besten Antworten gegeben, sie haben mir die besten Fragen gestellt – und mich immer weiter ermutigt, selbst nachzufragen

Henning Beck, Das Neue Lernen heißt Verstehen

In meinem Podcast mit Roman Rackwitz zum Thema Gamification haben wir die Punkte auch schon beleuchtet, gerne mal reinhören.

Gamification mit Roman Rackwitz und Wellensurfer

4) Fehler machen muss gefördert werden

In vielen Studien, die das Ausprobieren und Fehler machen als aktive Lernstrategie untersuchen, lässt man die Teilnehmer in Teams oder Kleingruppen arbeiten. Das ist kein Zufall, denn der Austausch mit anderen optimiert den Aufbau eigener Denkmodelle. Zum einen konstruieren wir umso besser ein eigenes Verständnis, wenn wir es mit anderen mitteilen müssen. Dann reicht es nämlich nicht mehr, wenn man es individuell für sich aufgenommen hat (quasi konsumiert), sondern man muss auch den konstruktiven Schritt gehen und es in seine eigene Worte fassen, man muss es erklären. Zum anderen erfährt man auch durch die Fehler und das Scheitern der anderen, wie man es besser nicht macht. Leider nutzen wir das Prinzip während der Wissensvermittlung viel zu selten.

Henning Beck, Das Neue Lernen heißt Verstehen

5) Bildung ist und bleibt People Business: Also investiert in Lehrer

Wenn aktuell über Bildung diskutiert wird, dann steht dabei ganz oft die Digitalisierung und Ausstattung der Lehrer mit digitalen Tools im Vordergrund. Aber genau das ist nicht das Problem: „A Fool with a Tool is still a Fool“, mal böse gesprochen 😉

Wissensvermittlung ist und bleibt ‚People Business‘. Also sollte das oberste Ziel sein, in die Lehrer und Ausbilder zu investieren. Das Credo: Sind diese motiviert, mit Leidenschaft dabei und besitzen die richtigen Freiheiten und Unterstützungen, dann ist es egal wie diese arbeiten. Wer Wissen „vermitteln“ will, muss Leute dafür begeistern können!

Überall auf der Welt ist man mit dem Schulsystem und Bildungsformen unzufrieden. Es wird überall diskutiert, ob man die Schulen mit Tablets ausstatten soll, ob man erst nach der 6. Klasse die Grundschule beendet oder ob das dreigliedrige Schulsystem sinnvoll ist oder nicht. Worüber zu selten geredet wird, ist die Frage, was Wissen überhaupt ist und wie man es vermittelt. Es geht eben nicht darum, auf welche Schule man geht, sondern was in der Schule passiert.

Was sie alle einte, war der Gedanke, dass man Lehrkräften generell mehr Freiheit und Möglichkeiten geben muss, um sich neue Bildungs- und Unterrichtsansätzen öffnen zu können. Lehrkräfte werden in Zukunft nicht die Aufgabe haben, Informationen. Möglichst eingängig zu präsentieren. Ihre Rolle wird vielmehr die eines Coaches sein, der die Schüler auf Ihrem Bildungsweg unterstützt.

Henning Beck, Das Neue Lernen heißt Verstehen

Unser Fazit

Super spannendes Buch. Wissenschaftlich belegt und deutlich in den Aussagen. Dazu mit einer ordentlichen Prise Humor gut vermittelt. So geht lernen Verstehen 😉

Absoluter Kauftipp:

Link: https://amzn.to/367xMvN

Es lebe der Generalist !

Es lebe der Generalist !

Eslebedergeneralist_wellensurfer

Ein sehr oft zitierter Tipp ist folgender: „Wenn du weiterkommen möchtest, dann nutze entweder einen Hype Thema oder spezialisiere dich.“

Das hat bei mir nie gepasst und generell glaube ich, dass dies auch nur die halbe Wahrheit ist. Passend dazu habe ich aktuell das Buch „Es lebe der Generalist“ von David J. Epstein gelesen – und bin begeistert.

Worum geht es in dem Buch?

Laut Epstein ist unsere Ausbildung und das Karriere-System an sich aktuell so ausgelegt, dass jeder sich möglichst früh spezialisieren sollte. Die Hypothese dabei: eine frühe Spezialisierung führt zu besseren Berufschancen und einem höheren Gehalt.

Epstein hält dagegen und vertritt die Meinung, dass es genau andersherum ist:

  • Der etwaige Gehaltsvorteil zu Berufsbeginn löst sich über die Zeit auf und Generalisten überholen die Spezialisten
  • die meisten Erfindungen wie Post-its, die Glühbirne, etc. sind durch Zufälle, aber vor allem durch analogisches Denken von Generalisten erstanden
  • Vermeintliche Spezialisten wie z.B. Darwin, Elon Musk, etc. waren/sind gar keine Spezialisten, sondern Generalisten, die Analogien aus verschiedenen Bereichen übertragen, nutzen können und sich dann tiefer einarbeiten
  • Alles, was in die Tiefe geht, kann in Zukunft von Computern besser gemacht werden. Beispielsweise ist der Schachcomputer Deep Blue der absolute Schachexperte. Aber das ist trainiertes Wissen. Eine leichte Abwandlung des Setups und schon muss dieser komplett neu trainiert werden.

Tiger Woods vs. Roger Federer – wer ist erfolgreicher?

Bildlich steigt Epstein mit dem Vergleich von Tiger Woods und Roger Federer ein. Beide sind sehr erfolgreich, wobei Tiger Woods die Sportart Golf über Jahrzehnte beherrschte, weil er exzessiv von Kindesalter an die Schläge geübt und immer einen kleinen Schritt verbessert hat.

Roger Federer dagegen ist erst spät beim Tennis durchgestartet, hat aber vorher verschiedene Ballsportarten durchgespielt und diese Erfahrungen auf sein Tennisspiel angewendet.

Aber Tiger Woods war doch erfolgreich, einer der reichten Sportler überhaupt, also was ist jetzt schlecht daran?

VUCA – die Welt hat sich gedreht

Nun ja, halt dass wir immer mehr in einer VUCA Welt leben, was dem Tennisspiel eher ähnelt als dem Golfen… Anstatt ein Thema zu lernen, es lebenslang anzuwenden oder zu vertiefen, wissen wir heute nicht, ob es das Thema in ein paar Jahren überhaupt noch gibt.

Mein Fazit: Ich bin Generalist und genau das ist eine besondere Stärke. Ich versuche nicht, mich in die Tiefe zu spezialisieren. In dem was ich privat und beruflich mache bin ich gut, weil ich querdenke, Themen aus unterschiedlichen Bereichen verknüpfe und anwenden kann und dadurch auch unheimlich viele Inspirationen liefern kann…

Oder wie ich vor kurzem in einem anderen Posting lesen durfte „Ich lebe den Albtraum jedes Spezialisten, …. und das mit grösstmöglicher Freude“ Danke @pascalott für den tollen Satz 😉

Shownotes:

Buch: Es lebe der Generalist von Epstein

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