Wer heute renommierte Zeitungen wie Harvard Business Manager oder generell Magazine für Führungskräfte aufschlägt, der wird von dem Thema ‚Transformation‘ geradezu erschlagen. Die Welt ist im Wandel und die allgegenwärtige digitale Transformation pflügt dem Markt gesetzter Geschäftsmodelle um. Ein Unternehmen kann nur überleben, so die Aussage, wenn es sich beginnend bei der Führungskraft, auf diesen Wandel einstellt und „sich verändert“.
Sicherlich, da ist etwas Wahres dran. Laut Kondratjew-Zyklus bewegen wir uns konsequent auf den 6. Zyklus zu: Gesundheit und unstrukturierte Informationen. Dies bringt kulturelle Umbrüche, neue Arbeitsweisen, globale Herausforderungen aber auch völlig neue Geschäftsmodelle – und somit enorme Chancen. Unternehmen, Führungskräfte und auch Mitarbeiter werden sich diesen Herausforderungen stellen müssen – da führt kein Weg dran vorbei.
Die erste Reaktion: „Wir brauchen keine Transformation sondern ein Unternehmensleitbild“
Postitiv beobachtet haben viele Unternehmen dies bereits begriffen und erste Schritte eingeleitet. Jedoch finde ich es sehr interessant, dass dies oft immer noch in die falsche Richtung geht:
Das Management beschließt „wir brauchen ein Unternehmensvision oder Programm“ (gängige Begriffe hierfür sind „Fit2020“, Vision 2050, etc.) Ein externer Berater wird hinzugestellt, das Management schließt sich mehrere Tage weg und entwirft gemeinsam ein Unternehmensleitbild bestehend aus Vision und Werte. Nachdem an einigen Stellen noch nachgeschärft wird („wir wollen aber mehr so und so sein“) werden Broschüren gedruckt, interne Newsletter aufgesetzt und mit Pauken und Trompeten das neue Unternehmensleitbild auf die Mitarbeiter losgelassen.
Nicht das Sie mich an dieser Stelle falsch verstehen. All dies ist enorm wichtig und ein guter Schritt in die erste Richtung. Es zeigt aber auch deutlich das Problem bei der Sache: Diese Art von Unternehmens-Leitbild ist eine Mischung aus „wünsch-dir-was“, „so wären wir gerne“ und „das Management gibt den Weg vor“. Mitarbeiter werde nicht abgeholt, Leitbilder realitätsfern entworfen und um auf den wichtigsten Punkt zu kommen: Es bringt keine Kultur, welche für einen Wandel unerlässlich ist.
„Culture beats Strategy“
Peter Drucker beschreibt es mit dem obigen Spruch am besten: Eine Strategie oder Unternehmensleitbild ist etwa gesetztes, etwa konstruiertes. Das kann sehr nah am Unternehmensgeist sein, aber auch sehr weit weg.
Doch Veränderungen setzten viel früher an: In der Kultur. Nicht in dem „was wir sein wollen“, sondern in dem „was wir sind“ und „was wir leben“. Kultur kann nicht auf Papier gemalt und kommuniziert werden, mit der Hoffnung, dass alle Mitarbeiter und Führungskräfte im Unternehmen so denken. Kultur ist etwas langfristiges, systematisches.
Gerne zitierte ich hier die Faustregel von Winfried Berner:
„Wer nicht bereit ist, eine Veränderung der Kultur, je nach Größe des Unternehmens, für 6 bis 24 Monate zum dominierenden Gegenstand der internen Debatten zu machen, oder wer dazu wegen anderer drängender Veränderungsthemen nicht in der Lage ist, möge eine Kulturveränderung besser gar nicht beginnen.“
Doch eine Unternehmenskultur ist ein Wettbewerbsvorteil.
Ein gutes Beispiel hierzu kennen Sie alle: Steve jobs.
Jobs ist beim besten Willen nicht dafür bekannt, eine einfache und umgängliche Person gewesen zu sein, der sorgsam mit seinen Mitarbeitern umging und eine „nette Kultur“ vorlebte.
Das Gegenteil ist der Fall gewesen, viele Beispiele zeigen das er auch ein arrogantes, selbst überzeugtes und Mitarbeiter vernichtendes Verhalten zu tage legte.
Aber er hat das geschafft, was viele Unternehmen nicht geschafft haben: Eine Kultur. Die Kultur dabei sein zu wollen, die Welt zu verändern, sich gegen den mächtigen Feind zu verbünden und alle nötigen Wege zu gehen, um das große Ziel zu erreichen. Keine nette Kultur, aber eine zielbringende, wie der heutige Stand von Apple beweist. Natürlich hat auch Apple ein Unternehmensleitbild, hat eine Strategie. Aber diese auf die Kultur aufgebaut und nicht umgekehrt.
Was kann ich genau tun? Die ultimative Transformations-Anleitung …
Ich muss Sie leider enttäuschen wenn Sie an dieser Stelle die „10 ultimativen Lösungsansätze wie Sie eine Unternehmenskultur erfolgreich aufbauen“ erwartet haben. So wichtig das Thema auch ist, es gibt leider keine Patentlösung dafür wie sie eine erfolgreiche Unternehmenskultur aufbauen. Auch gibt es natürlich auch Unternehmen die trotz fehlender oder trotz schlechter Unternehmenskultur höchst profitabel unterwegs sind. Was es aber gibt sind Wege zu lernen mit Wandel umzugehen und die richtigen Schritte einzuleiten.
Grundvoraussetzung dafür: Das Management muss es verstanden haben und den Wandel wirklich wollen. Bereit sein zu investieren, Gewohnheiten aufzugeben und Experimente zu wagen. Dann, aber auch erst dann, macht es sinn Transformation systematisch anzugehen.
Was Sie tun können, ist sich auf das Thema einlassen, an verschiedenen Stellschrauben drehen und langfristig daran arbeiten.
Eines steht jedoch fest: Unternehmen mit einer ausgeprägten Unternehmenskultur sind langfristig viel besser Unterwegs als Unternehmen ohne und können sich viel schneller und einfacher an neue Gegebenheiten anpassen. Das muss keine „Harmoniedürftige Kultur sein“ (siehe Apple), auch wenn ich diese bevorzuge. Bei mir ist das wie im privaten Leben: mit dem Thema mit dem ich mich am meisten identifiziere und Spaß habe, bin ich mit Leidenschaft und Freude dabei. Der Erfolg kommt dann ganz von allein.