Mentoring anders herum.
Heute Morgen scanne ich wie jeden Morgen meine Mails und News der verschiedenen Plattformen. Ein Artikel ist direkt ins Auge gesprungen, und zwar der von Eric Dumez, Corporate Vize President bei Henkel. Er berichtet darüber wie in seiner Firma ein Pilotprojekt gelaunched wurde.
In dem Projekt wurde im Rahmen eines digitalen Mentoring innerhalb der Firma konträre Personen zusammengebracht. So weit- so gut. Interessant wurde es, weil das Mentoring in diesem Fall anders herum abgelaufen ist: jüngere, digital affine Personen, sind als Mentoren für ältere und „erfahrende“ Personen zusammengebracht wurden.
Was für ein Gedanke und vor allem was für eine Herausforderung
Ich kenne die Thematik selbst: Als „junger“ digitaler Native musste ich so manche Überzeugungsarbeit leisten, um als Experte wahrgenommen zu werden.
In den Köpfen ist verankert dass Experten langjährige Erfahrungen haben müssen, um überhaupt als Experte anerkannt zu werden.
Doch hier liegt genau die Krux in der Digitalisierung und der sich immer schneller drehenden Geschäftswelt. Es geht nicht mehr primär um die Währung „Erfahrung“, sondern um Faktoren wie Motivation, lebenslanges Lernen und vor allen um die Adaption.
Das ist es was die jüngere Generation ausmacht und was auch dem Naturell der Digitalisierung entspricht. Was nutzt dir die jahrelange Erfahrung von einer App, Prozesses oder Produkt, wenn es dieses von heute auf Morgen vielleicht nicht mehr gibt.
Oder wie Gary Vaynerchuk sagt: Wenn du jahrelang erfolgreich z.B. über Youtube ein Produkt vermarktet hast (in seinem Fall Wein), ist die Erfahrung überhaupt nichts wert.
Weil Morgen kommt jemand und hat eine andere Weise der Vermarktung und überholt dich. Da hilft dir auch die Erfahrung nicht.
Mentoring: Vorteile für alle
Daher hat meines Erachtens ein „Reverse-Mentoring“ enormes Potential für die Teilnehmer und für das Unternehmen:
- Verschiedendenkende Personen tauschen sich aus (die sich sonst nie ausgetauscht hätten) und knüpfen langfristige Netzwerke
- „Ältere“ lernen von jüngeren den Umgang mit der Digitalisierung und sehen und Verstehen es aus deren Perspektive
- Die „jüngeren“ lernen dass es auch eine Welt außerhalb der Digitalisierung gibt 😉
Einzige Voraussetzung und damit direkt die größte Hürde: Die Bereitschaft muss vorhanden sein. Zwei Konträre Personen in einen Raum einzuschließen, kann auch bedeuten dass diese danach noch weiter auseinander sind. Es benötigt eine bestimmte Portion an Offenheit und Bereitschaft sich auf das Thema einzulassen. Und vor allem die Bereitschaft lernen zu wollen.
Auch bin ich der Meinung dass genau dieser Ansatz nicht nur bei großen Unternehmen und intern funktioniert.
Auch kleinere Unternehmen wie der Mittelstand können, nein müssen, den Weg gehen und sich mit Personen außerhalb verknüpfen.
Meine Aufforderung: Lassen Sie sich mentoren!
Hier ein paar Möglichkeiten wie Sie aktiv das Thema angehen können:
- Verabreden sich zum Mittagessen mit konkträren Personen aus Ihrem Unternehmen. Haben sie beispielsweise mal mit jemanden aus dem Service, aus der Küche oder dem Empfang Mittag gegessen?
- Fokussieren Sie sich auf die Neuen wie Praktikanten, Werkstundenten oder neue Mitarbeiter. Diese bringen meistens ein „unverbrauchtes“ oder anderes Mindset mit.
- Führen Sie ein Chat-Roulette ein. Werfen Sie dazu alle Namen in einen Topf und ziehen jedne Monat zwei Namen. Diese Personen haben dann die Aufgabe, einen kurzen Austausch Termin zu organiseren. Das fördert das Netzwerk, bringt neue Perspektien und ist sogar recht spaßig.
Also: Hören sie, lernen Sie und machen Sie dies regelmäßig.
Surf on, Micha